„Man kann nicht nicht kommunizieren” - dieser Aussage liegt ein „Grundgesetz” der Kommunikation zugrunde und zwar, dass jede Reaktion des Menschen einen Informationsaustausch oder eine Nachrichtenübertragung bewirkt . Dieses Axiom, könnte man sagen, beschreibt in einem Satz die zentrale Bedeutung von Kommunikation. Ob mündlich oder schriftlich, symbolisch, nonverbal, absichtlich, spontan, unbewusst oder passiv. Kommunikation bestimmt unser Leben. Selbst wenn wir „nichts tun“, kommunizieren wir, es sei durch einen Gesichtsausdruck oder unsere Körperhaltung. Es gibt jedoch viele mannigfaltige Deutungen des Begriffs Kommunikation, wir wollen aus diesen Definitionen einige für unsere Zwecke relevante Informationen herausfiltern. Das Deutsche Universal Wörterbuch vom Dudenverlag schlägt folgende Definition vor: Kommunikation heißt „die Verständigung untereinander, zwischenmenschlicher Verkehr besonders mit Hilfe von Sprache, Zeichen”. Eine ähnliche Begriffserklärung finden wir im Langenscheidts Großwörterbuch , wo die Kommunikation als „das Sprechen mit anderen oder die Verständigung durch Zeichen” bezeichnet wird. Inge Leveau bereichert die Definition um einige wesentliche Merkmale, wie funktionaldynamisches, partnerbezogenes, dialogisches Sich -Verständigen, das vor allem durch Sprechintentionen des Senders zustande kommt.
Die intentional gesteuerten Mitteilungen können aus verschiedenen Gründen in Szene gesetzt werden.
Es wird u.a. auf die fünf Motive hingewiesen, die zur Kommunikation führen können :
1. Der Sprecher initiiert ein Gespräch, um eigene Bedürfnisse zu stillen.
2. Ein Gespräch sättigt die Bedürfnisse des Empfängers.
3. Der Sender stimuliert ein Gespräch, um die anderen am Kommunika-tionsakt Beteiligten über eigene Gefühle, Auffassungen oder Dafürhalten zu benachrichtigen.
4. Man spricht, um verschiedene Spannungen und heikle Situationen zu entschärfen.
5. Der Sender kommuniziert etwas, um mit dem Gegenüber gemeinsam vielerlei Aufgaben zu lösen oder vielfältige Ziele zu verfolgen.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass wir im Kommunikationsakt zwei Ebenen zu differenzieren haben. Man spricht hier von Signifikaten, die sich auf die Inhaltsebene einer Botschaft beziehen und Signifikanten, die die äußerlich, wahrnehmbare Ausdrucksebene auffassen. Beide Ebenen sind vonnöten, damit ein Kommunikationsprozess zustande kommen kann . Mit anderen Worten: die Sprache ist nicht auf Ausdrucksformen und Inhaltsformen aufzuteilen, obwohl sie sich in gewissem Maße voneinander unterscheiden.
Im Anschluss daran wollen wir auf fünf Axiome hinweisen, die unseres Erachtens das Wesen der interpersonalen Kommunikation widerspiegeln :
1. Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
3. Jede Kommunikation enthält in der unterschiedlichen Schicht der verschiedenen Partner eine Struktur, die als Interpunktion einer Ereignisabfolge erscheint, was in diesem Kontext heißt, dass jede Interaktion durch Denkpausen, Rhythmus, Intonation der Stimme etc. geprägt wird.
4. Die menschliche Kommunikation kann in digitaler oder/und analoger Weise erfolgen. Analog ist sie dann, wenn sie die nonverbale Seite der Kommunikation in den Vordergrund stellt, digital hingegen bedeutet die genaue Inhaltswiedergabe einer Mitteilung mittels verbaler Sprache.
5. Der zwischenmenschliche Kommunikationsablauf kann zwei Ebenen anschneiden, die symmetrische Ebene (z.B. Schüler-Schüler) und die komplementäre Ebene (z.B. Lehrer-Schüler).
Neben den symmetrischen und komplementären Dimensionen der Kommunikation sind auch andere Bereiche zu berücksichtigen, wie: die Alltagskommunikation, die Medienkommunikation, die Kommunikation des amtlichen und öffentlichen Lebens, die Literaturkommunikation und die Wissenschaftskommunikation, die ebenso andere Interaktionsweisen in Anbetracht des gesellschaftlichen Status von Gesprächspartnern erfordern .
Dem Gedankengang zufolge stellt Friedemann Schulz von Thun eine Hypothese auf, die besagt, dass eine Nachricht als eine vierdimensionale Erscheinung existiert und deren Bestandteile in jedem Fall homogen und gleichzeitig auftreten. Das vierseitige Modell einer Botschaft beinhaltet, seiner Ansicht nach, den Sachaspekt (worüber ich informiere), den Appellaspekt (wozu ich dich veranlassen möchte), den Beziehungsaspekt (was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen) und den Selbstoffenbarungsaspekt (was ich von mir selbst kundgebe).
Schlussfolgernd wollen wir noch einmal wesentliche Kommunikations-merkmale berühren. Alle von uns angeführten Definitionen lassen u.a. einige Gemeinsamkeiten erkennen, wie die zwischenmenschliche Verständigung, die nie ohne Gründe beginnt. Sie vollzieht sich mit Hilfe von Zeichen, Signalen und vor allem von Sprache. Der Akt funktioniert als Wechselwirkungsgeschäft mit mindestens zwei Beteiligten, in dem der erste von zweien als Sender und der andere als Empfänger fungiert. Kommunikation ist keine Einbahnstrasse, sondern ein Prozess, der auf Wechselseitigkeit beruht. Das Senden und der Empfang von Informationen können verschiedenartig verlaufen, was nicht formenreiche Kommunikationsstörungen ausschließt, im Gegenteil, das kann sie stiften. Die entscheidende Kommunikation ist nicht die gesendete, sondern die empfangene. Dazu müssen wir auch den verbalen und nonverbalen Kommunikationsbereich berücksichtigen und nicht vergessen – alles was wir tun, ist Kommunikation. Die Kommunikationsbestandteile werden wir noch in den darauffolgenden Kapiteln genauer betrachten.
Paul Watzlawik: Menschliche Kommunikation. Hans Hueber Verlag, Bern-Stuttgart. 1969
Duden Deutsches Universalwörterbuch A-Z: Dudenverlag, Mannheim- Leipzig- Wien- Zürich 1996.
Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache: Langenscheidt Verlag, Berlin-München- Wien- Zürich- New York 1997
Inge Laveau: Sach- und Fachtexte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Methodisch-didaktische Vorschläge für den Lehrer. Goethe Institut, Berlin 1985.
Lidia Grzesiuk und Ewa Trzebińska: Jak ludzie porozumiewają się?(Wie verständigen sich die Menschen?) Instytut Wydawniczy (Verlag) „Nasza Księgarnia”, Warszawa 1978.
Otl Aicher und Martin Krampen: Zeichensysteme der visuellen Kommunikation, Hand-buch für Designer, Architekten, Planer, Organisatoren. Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH, Stuttgart 1977.
Paul Watzlawik: Menschliche Kommunikation. Hans Hueber Verlag, Bern-Stuttgart 1969.
Zdzisław Wawrzyniak: Zur Eigenart moderner literarischer Texte. In: Beiträge zur Sprachwissenschaft, Sozio- und Psycholinguistik, Probleme des Deutschen als Mutter-, Fremd- und Zweitsprache. (Verlag) Wydawnictwo Wyższej Szkoły Pedagogicznej w Rzeszowie 1993.
Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden, Störungen und Klärungen. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg 1981.